Keine Déjà-vus mehr

Die aktuelle Ärztestatistik der Österreichischen Ärztekammer ist nun veröffentlicht und ich kann nicht abstreiten, dass ich ziemliche Déjà-vu-Gefühle habe. Schließlich weisen wir schon seit über zehn Jahren auf Probleme in der Altersstruktur der Ärzteschaft hin. Um vorherzusagen, dass die geburtenstarke Babyboomer-Generation in Pension gehen wird, braucht man keine hellseherischen Fähigkeiten. Erschütternd ist vielmehr, dass dennoch seitens der Politik über ein Jahrzehnt nur sehr zögerlich reagiert wurde, beziehungsweise durch die so genannten Kostendämpfungspfade die Situation sogar noch verschärft wurde.

Der ärztliche Nachwuchs reicht für den errechneten Nachbesetzungsbedarf bei Weitem nicht aus. Österreichweit gibt es jährlich 1.900 Studienplätze für Humanmedizin, ohne Berücksichtigung der Privatunis. Theoretisch könnte das reichen – aber: Rund 30 Prozent unserer Absolventen stehen aus unterschiedlichen Gründen nicht dem österreichischen Gesundheitssystem zur Verfügung. Daher ist auch die immer wieder geforderte Erhöhung der Medizinstudienplätze keine Lösung: Wir haben bildlich gesprochen einen Kübel mit einem erheblichen Loch drin. Dass es daher keine gute Lösung ist, einfach noch mehr Wasser hineinzuschütten, sollte offensichtlich sein. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ein Medizinstudium aufwändig und kostenintensiv ist. Das Ausland würde sich sehr bedanken, wenn wir mit unserem Steuergeld noch mehr Ärztinnen und Ärzte ausbilden und sie dann gratis nach Europa exportieren.

Die neue Generation von Ärztinnen und Ärzten möchte Beruf und Privatleben unter einen Hut bekommen können, will sich auch abseits des Berufs verwirklichen, will Verantwortung für die Familie übernehmen, will mehr Flexibilität im Arbeitsalltag. Deshalb müssen sowohl die Kassenverträge als auch die Arbeitsbedingungen im Spital flexibler werden.

Auch wenn die Kopfzahlen steigen, bedeutet das noch lange nicht, dass unsere Versorgung gut funktioniert – übervolle Ambulanzen, fast 300 unbesetzte Kassenstellen und lange Wartezeiten belegen das. Zudem wird ausgeblendet, dass sich unsere Gesellschaft verändert: Die Bevölkerung wächst, die Menschen werden älter und brauchen mehr medizinische Betreuung. Einfach nur den Status quo über Jahre hinweg fortzuschreiben, wird sich nicht mehr ausgehen. Mit den Déjà-vu-Gefühlen muss endlich Schluss sein.

Hinweis: Die aktuelle Ärztestatistik ist unter www.aerztekammer.at/daten-fakten abrufbar