Warum in die Ferne schweifen, wenn das Schlechte liegt so nah? Aktuell ist nur ein Blick über die Grenze notwendig, um die große Gefahr der Konzernisierung in Echtzeit mitverfolgen zu können: Medienberichte aus Deutschland zeigen uns ganz klar auf, wohin die Reise geht, wenn Investoren in den Gesundheitsbereich drängen. Deutschland verzeichnet gerade einen Ansturm von Finanzinvestoren auf Arzt- und Zahnarztpraxen. Diese konzentrieren sich auf die lukrativsten Bereiche und Operationen, erlangen marktbeherrschende Stellungen und verteuern und ruinieren schlussendlich so das Gesundheitssystem für alle. Untersuchungen und Behandlungen, die sich finanziell nicht rechnen, werden aufgeschoben oder ganz unterlassen – das kann nicht der Weg sein, den wir wollen.
Derzeit können wir auch live verfolgen, wie verzweifelt das deutsche Gesundheitsministerium aktuell kämpfen muss, um die nötige Kurskorrektur zu schaffen und die Investoren wieder aus dem System zu bekommen – mit offenem Ausgang. Trotz vieler Versprechungen ist nichts passiert, während die Investoren weiter auf den Markt drängen. Jeder sechste Facharzt hat schon ein Übernahmeangebot für seine Praxis erhalten. Und wir in Österreich sehen ganz genau, was uns erwartet und laufen trotzdem unbekümmert dem Abgrund entgegen. Die Österreichische Ärztekammer wird da sicher nicht einfach dabei zusehen, sondern weiterhin für unser solidarisches Gesundheitssystem kämpfen.
Denn auch auf unserer Seite der Grenze greift der Ausverkauf des Gesundheitssystems um sich: Und so gehört selbstverständlich zur Bewahrung unseres Systems, den bevorstehenden Verkauf der VAMED an den französischen Investmentfonds PAI Partners zu verhindern. Dieser Fonds ist in Deutschland ebenfalls schon einschlägig bekannt, nachdem er in großem Stil Zahnarztpraxen erworben hat – sehr zum Nachteil der Versorgung, wie die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung dort analysiert hat. Es wäre verantwortungslos, unsere Gesundheitsversorgung abzuverkaufen und damit nachhaltig zu beschädigen: Staat, Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzte – alle würden am Ende draufzahlen.
Die politisch Verantwortlichen müssen dringend und sofort den eingeschlagenen Kurs korrigieren, bevor es zu spät ist. Sonst sind wir die nächsten, die nur noch als schlechtes Beispiel gelten können.