Haltet den Dieb! Wie unsere Systempartner ihre Säumigkeit kaschieren

Dass es im Kassenbereich aktuell mehrere brennende Probleme gibt, das wird immer deutlicher. Seit 15 Jahren warnt die Ärztekammer vor der Pensionierungswelle und der Ärzteknappheit in diesem Bereich, seit fast zehn Jahren liegt unsere öffentliche Forderung nach 1.300 neuen Kassenstellen auf dem Tisch. Nachdem sich die krisenhafte Situation nicht mehr ignorieren lässt, haben sich jetzt einige Systempartner in den vergangenen Wochen darauf verlegt, ihr eigenes Verschlafen der Versorgungs-Probleme der Ärztekammer in die Schuhe zu schieben. Nach der Devise: Haltet den Dieb!

Lassen wir die Fakten anhand von drei konkreten Beispielen für sich sprechen:

1. Die Ärztekammer hat eigenständig in harter jahrelanger Arbeit einen modernen einheitlichen Leistungskatalog erstellt – aus der Motivation heraus, Verbesserungen für Patientinnen und Patienten zu erreichen. Eigentlich wäre das ja die Aufgabe der Gesundheitskasse gewesen, die aber mit ihrer Fusion beschäftigt war und sich erst lange nach der Präsentation unseres Leistungskatalogs überhaupt damit beschäftigt hat. Umgesetzt ist der einheitliche Leistungskatalog nach drei Jahren noch immer nicht.

2. Auch im Rahmen der bevorstehenden verpflichtenden Einreichung von Wahlarzthonorarnoten an die Sozialversicherung durch Wahlärztinnen und -ärzte gibt es allerlei von der Ärztekammer nicht zu verantwortende Unklarheiten, die man uns anzulasten versucht. Doch zunächst müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt werden, dass der Gesetzestext entscheidende Lücken hat, das kann man nicht uns zum Vorwurf machen. Diese Lücken werden wir mit dem Dachverband konsensual schließen und damit unserer Verantwortung für unsere Patientinnen und Patienten nachkommen, die klare Regeln verdient haben. In ihrem Interesse werden wir einfordern, dass ihnen künftig 100 Prozent des Kassentarifs erstattet werden. Denn schließlich übernehmen dann Wahlärztinnen und Wahlärzte viel von dem Aufwand, den bisher die Kassen tragen mussten.

3. Seit Jahren macht sich die Ärztekammer für Vorsorgemedizin und Prävention stark und hat ein Konzept für einen Jugendpass erarbeitet, der eine engmaschigere medizinische Versorgung der Sechs- bis Achtzehnjährigen bringen würde. Es müsste nur noch umgesetzt werden. Wird es aber nicht.

Hartes Arbeiten und unermüdliches Bohren dicker Bretter

Diese Säumigkeit der ÖGK hat leider seit Jahren System: Die harte Entwicklungs- und Konzeptarbeit, die von der Ärztekammer geleistet wird, landet immer wieder auf Nimmerwiedersehen in irgendwelchen Schubladen von Kassenbürokraten. Doch auf der anderen Seite hagelt es Kritik, wenn nicht jeder halb- oder völlig unausgegorene ÖGK-Vorschlag sofort von uns uneingeschränkt bejubelt wird. Dagegen werden wir weiter ankämpfen. Denn am Ende zahlen sich hartes Arbeiten und das unermüdliche Bohren dicker Bretter immer aus.