Nachdem das Jahr 2023 mit einer großen Kraftanstrengung ausgeklungen ist, dank derer der Gesundheitsreform zumindest die größten Giftzähne gezogen werden konnten, steht uns im kommenden Jahr eine neue, mindestens ebenso große Herausforderung bevor. Die Ärztekammern haben für das Superwahljahr 2024 mit der Europawahl im Juni sowie ganz besonders mit der Nationalratswahl das „Jahr der Gesundheit“ ausgerufen und werden dieses Motto auch mit Leben füllen. Gerade in diesen Zeiten voller entscheidender Weichenstellungen werden wir als ärztliche Standesvertreter die politisch Verantwortlichen besonders stark in die Pflicht nehmen. Schließlich sollen gerade jetzt alle Wählerinnen und Wähler genau wissen, wer für welchen Weg in der Gesundheitsversorgung steht.
Der aktuelle Trend lässt nämlich nichts Gutes befürchten, wenn sich die Leistungserbringer der medizinischen Versorgung nicht Gehör verschaffen. Ärztinnen und Ärzte wissen aus ihrer Erfahrung aus täglicher Arbeit direkt an und vor allem mit den Patientinnen und Patienten am besten, wo es Probleme in der Versorgung gibt und welche Abläufe dringend optimiert werden müssen. Darüber hinaus sehe ich nach wie vor die große Gefahr, dass finanzstarke Investoren wie in unseren Nachbarländern Deutschland und Schweiz bald auch Österreich als Spielweise für die Kommerzialisierung unserer Gesundheitsversorgung betrachten werden. Durch die Gesundheitsreform hat die Politik die großen Konzerne quasi dazu eingeladen, sich die Rosinen aus dem Kuchen zu picken. Die große Gefahr dahinter sehen unsere politisch verantwortlichen aber leider nicht – dabei reicht ein Blick nach Deutschland, wo der Gesundheitsminister gerade mit Leibeskräften daran arbeitet, das Rad der Zeit zurückzudrehen und die Fehlentwicklungen, die man in der Vergangenheit verursacht hat, wieder zu korrigieren. Daher wird die Konzernisierung eine der größten Nagelproben für unser solidarisches Gesundheitssystem. Wenn die Leistungen mit der größten Gewinnspanne von den Konzernen im großen Stil abgemolken werden, bleiben im Kassensystem nur noch die niedrig dotierten Behandlungen übrig, die bisher von den anderen Leistungen querfinanziert wurden. Zwei aktuelle Studien haben kurz vor Jahresende unsere Warnungen vor zunehmendem Einfluss privater Investoren im Gesundheitsbereich noch unterstrichen: Die Versorgungsqualität nimmt ab, während das System gleichzeitig teurer wird.
Das wir das im Sinne unserer Patientinnen und Patienten nicht zulassen können, liegt auf der Hand. Und das ist auch mein Auftrag und mein Versprechen für 2024, dass wir das nicht widerstandlos hinnehmen werden.
In diesem Sinne wünsche ich einen guten Rutsch ins neue Jahr, viel Gesundheit und Erfolg und Erholung, wo immer sie möglich ist. 2024 werden wir alle unsere vereinten Kräfte brauchen.