Anfang Juli soll das E-Rezept in Österreich flächendeckend eingeführt werden und die aktuelle Behelfslösung der elektronischen Medikamentenverordnung über die E-Medikation ablösen. Doch aktuell gibt es noch zu viele offene Fragen und Baustellen, als dass ein reibungsloser Übergang möglich wäre. Eine Einführung des E-Rezepts mit Anfang Juli bedeutet Chaos mit Ansage. Alle Beteiligten müssten die Versäumnisse und ungeklärten Fragen ausbaden. Unnötigerweise würde man große Verwirrung und Frustration auslösen. Ich verlange daher eine Verschiebung der Einführung um mindestens drei Monate. Das sollte ausreichen, um die noch bestehenden Kinderkrankheiten zu behandeln, vorausgesetzt, die Verantwortlichen nehmen die Probleme endlich ausreichend ernst.
Hindernisse gibt es noch zahlreiche:
- Die Ärzteschaft ist bereit, aber viele Arztsoftwarehersteller sind noch säumig, verlässliche und umfassende Lösungen fertigzustellen.
- Der Ablauf bei den Patientinnen und Patienten in Pflegeheimen ist noch viel zu bürokratisch.
- Im Bereich der Wahlärztinnen und Wahlärzte ist sich die Sozialversicherung selbst noch nicht einmal über die Einbindung und Umsetzung im Klaren.
- Bei den Apotheken gibt es offensichtlich noch viele Probleme – etwa mit fehlenden Lesegeräten. Hier hat die Apothekerschaft klar den Start verschlafen – eventuell sollte man weniger Zeit damit verschwenden, sich in ärztliche Tätigkeitsbereiche einzumischen und lieber erst einmal seine Kernaufgaben erledigen.
Wir haben Sozialversicherung und Ministerium unsere großen Bedenken bereits mitgeteilt. Wir können nur nochmals dringend appellieren, jetzt nicht persönliche Eitelkeiten und Geltungsdrang über das Wohl der Patientinnen und Patienten zu stellen. Die Behelfslösung über die E-Medikation funktioniert aktuell gut und kann aus unserer Sicht problemlos noch mindestens drei Monate weiterlaufen. Zusätzlich fordere ich eine Informationskampagne über die Möglichkeiten und Vorteile des E-Rezepts.
Aber wenn die Sozialversicherung der Bevölkerung überstürzt eine unfertige Beta-Version vorsetzt, wird das E-Rezept vielleicht nie die öffentliche Akzeptanz bekommen, die es verdient.