Auf der heutigen Pressekonferenz der Ärztekammer-Spitze zur „Pandemiebilanz“ betonte ich, dass gerade im kassenärztlichen Bereich bald eine katastrophale Situation droht. Schon jetzt hat es zum Ende des vergangenen Quartals einer internen Abfrage zufolge österreichweit 121 unbesetzte Kassenstellen für Allgemeinmedizin und 79 unbesetzte Facharzt-Kassenstellen gegeben, wobei im Facharztbereich die Kinderheilkunde und die Frauenheilkunde mit 39 bzw. 16 unbesetzten Kassenstellen besonders dramatische Problemfelder darstellen.
Die bisherigen Reaktionen lassen Übles für die Zukunft befürchten: Statt das Problem an der Wurzel zu packen, werden neue Pauschalierungen überlegt, Ordinationen mit irrsinnigem finanziellen Aufwand in Spitälern eingerichtet oder gleich Spitalsärzte in den Kassenbereich verschoben – das sind doch keine zukunftsorientierten Lösungen, sondern das ist Weiterwurschteln mit minimalem Einsatz.
Die Lösungen liegen längst parat: Es braucht mehr Ausbildungsstellen sowie die Honorierung der fachärztlichen Lehrpraxis, um mehr Nachwuchs für den niedergelassenen Kassenbereich zu gewinnen. Zudem sollte man die administrativen Hürden beseitigen, mit denen die Kassenärzte konfrontiert werden. Gerade im kinderärztlichen Bereich ist Zuwendungsmedizin entscheidend. Besonders Beratungen zu Ernährung oder Verhalten brauchen Zeit, die das derzeitige Kassensystem aber nicht honoriert und damit in diesem Bereich spart. Ich spreche mich hier einmal mehr für eine Aufhebung der Limitierungen aus.
Eine Geste der Dankbarkeit ist jedenfalls angesichts des Einsatzes der Ärztinnen und Ärzte angebracht. Ich verweise auf den Mangel an Schutzausrüstung zu Beginn der Pandemie, für dessen Behebung sich keine der verantwortlichen Stellen zuständig gefühlt hat: Es war nicht nur eine Kollegin, die sich in ihrer Not selbst Schutzausrüstung aus Mullsäcken gebastelt hat – in einem Land wie Österreich wohlgemerkt.
Ohne die Selbstversorgungs- und Selbstorganisationsfähigkeiten der Ärztekammern hätte es noch deutlich düsterer ausgesehen.