Das Thema Corona-Tests führt aus guten Gründen auch in der Ärzteschaft zu kontroversen Diskussionen und Stellungnahmen, und ich möchte meine Überlegungen dazu kurz darlegen. Zunächst: Ich beobachte in der Kollegenschaft sehr unterschiedliche Meinungen zu diesem gesundheitlich und standespolitisch relevanten Thema, in Abhängigkeit unter anderem von persönlichen Präferenzen, der Ausstattung der Praxis und deren Versorgungs-Umfeld. In so einer Situation halte ich es als erklärter Befürworter individueller und regionaler Handlungsspielräumen für falsch, alles über einen Kamm zu scheren. Hier handelt es sich um eine gründlich abzuwägende Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen.
Auf den Punkt gebracht: Die Ärztekammer hat dieses Thema weder verschlafen noch Terrain aufgegeben. Und wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Entscheidung über Tests in Ordinationen für asymptomatische Patienten auf Landesebene erfolgt. Einer allfälligen Verpflichtung zum Durchführen solcher Tests in Arztpraxen begegne ich mit großer Skepsis – aus einer Reihe von Gründen:
Der Tarif für symptomatische Patienten würde schlagartig für alle ebenfalls auf 25 Euro fallen.
Der Apothekertarif setzt sich zusammen aus 10 Euro Tarif plus 5 Euro für das Antigen-Testkit plus 10 Euro für die Schutzausrüstung. Der 10 Euro-Tarif wird i. Ü. gemäß den Vereinbarungen mit der Apothekerkammer bereits Anfang März weiter abgesenkt werden. Im Übrigen sollen ab März große Unternehmen Tests für Mitarbeiter um 10 Euro durchführen dürfen und auch körpernahe Dienstleister selbst ihr Kunden testen können. Also nicht wirklich lukrativ und noch weniger eine ärztliche Leistung. Private Testungen können natürlich auf Wunsch jederzeit möglich sein, der Empfehlungstarif liegt hier bei 35 Euro.
Aber abgesehen von finanziellen Überlegungen können Menschenansammlungen in bzw. vor Arztpraxen, so wie wir das derzeit von vielen Apotheken kennen, schon aus infektiologischen Gründen nicht in unserem Interesse sein.
Wir sind Ärzte und haben hohe medizinische Expertise. In den Anfangszeiten der Corona-Krise war diese bei den PCR-Tests durchaus gefragt, heute jedoch wird mit Nasenhöhlen-, Spuck- und Lutschtests gearbeitet, deren Handling sogar Schulkinder beherrschen.
Unsere Ordinationen sind, von Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen abgesehen, Anlaufstellen für kranke Menschen und keine Freigabestelle für Frisörbesuche. Unsere Kapazitäten werden außerdem dringend für die Durchimpfung der Bevölkerung benötigt. Dafür sollten wir unser Wissen und unsere zeitlichen Ressourcen einbringen, sobald genügend Impfstoff zur Verfügung steht.