Die Ärztekammer begrüßt ausdrücklich den Vorstoß der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), das Psychotherapieangebot in Österreich zukünftig auszubauen. Damit würde eine langjährige Forderung der Ärztekammer erfüllt.
Der stellvertretende ÖGK-Obmanns Andreas Huss hat kürzlich angekündigt, dass die ÖGK in nächster Zeit 20.000 zusätzliche Plätze für Psychotherapie auf Kassenkosten in Österreich schaffen wolle. Gerade in Zeiten einer Pandemie, in der viele Menschen von großer Unsicherheit und Ängsten begleitet werden, ist es enorm wichtig, psychotherapeutische Angebote zu verstärken und den Menschen diese im Rahmen der sozialen Krankenversicherung auch niederschwellig zu ermöglichen.
Enttäuschend finde ich allerdings den Umstand, dass Herr Huss mit keinem Wort auf den ebenfalls notwendigen Ausbau von Kassenplanstellen für Fachärztinnen und -ärzte für Psychiatrie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie eingegangen ist. Im Invertragnahmeausschuss der Ärztekammer für Wien haben wir beispielsweise fünf zusätzliche Kassenplanstellen für Kinder- und Jugendpsychiater gefordert. Doch der ÖGK ist dieses Ansinnen im Sinne einer ausreichenden kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung in Wien nicht einmal eine Antwort wert gewesen.
Für eine breitere psychotherapeutische Versorgung essenziell ist auch die Möglichkeit der Rückerstattung seitens der Sozialversicherung von Gesprächsleistungen von Allgemeinmedizinern, die das PSY III-Diplom erworben haben. Gerade der Hausarzt hat eine besondere Bedeutung, wenn es um die niederschwellige Versorgung bei psychischen Problemen geht. Er kennt meist sehr gut das soziale Umfeld seiner Patienten und deren Familien.
Hier ist die soziale Krankenversicherung ebenfalls gefordert, Anstrengungen zu unternehmen, diese Expertise auch im Honorarkatalog abzubilden. Denn nur so kann gewährleistet werden, psychische Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen, zu behandeln und gegebenenfalls einer weiteren fachärztlichen beziehungsweise psychotherapeutischen Versorgung zuzuführen.