Wurzers Visionen: Der „Konsolidierungspfad“ der ÖGK

Schon jetzt wird es immer schwieriger, Kassenstellen zu besetzen. Mit Jahresbeginn waren in Österreich 157 von den Krankenkassen ausgeschriebene Stellen für Ärzte nicht besetzt. Das sind um 28 mehr als Anfang 2019. Die kommende Pensionierungswelle wird die Lage noch weiter verschärfen. Es kann also hier keine Valorisierung nach unten geben, sondern im Gegenteil müssten die Rahmenbedingungen für die kassenärztliche Tätigkeit attraktiv und international konkurrenzfähig gestaltet werden, damit wieder mehr Interesse daran besteht – sollte man zumindest meinen.

Doch dann hat man die Rechnung ohne ÖGK-Chef Mag. Bernhard Wurzer gemacht: Der nämlich schwadroniert angesichts u.a. der hohen Umstellungskosten von neun GKK auf eine ÖGK von einem „Konsolidierungspfad“: So sollen z. B. Kürzungen bei den Ärztehonoraren vorgenommen werden. Wirklich eine Super-Idee, Herr Mag. Wurzer, wenn man die niedergelassene kassenärztliche Versorgung weiter ausdünnen will. Abstriche bei den Ärztehonoraren vorzunehmen, würde nämlich direkt zulasten der Patienten gehen.

Die an Ärztinnen und Ärzte ausbezahlten Honorare dürfen sich nicht an Beitragseinnahmen orientieren, sondern ausschließlich an den verbesserten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten im niedergelassenen Bereich sowie an den Bedürfnissen der Patienten. Hier eine finanzielle Obergrenze einziehen zu wollen, würde automatisch eine Nivellierung nach unten bedeuten. Patienten müssten dann vermehrt in die Ambulanzen ausweichen. Das mag zwar die Gesundheitskasse freuen, weil es ihr beim Sparen hilft, kann aber nicht im Sinne der politisch Verantwortlichen beziehungsweise des gesamten Gesundheitssystems sein.

Auf keinen Fall wird es die Ärzteschaft hinnehmen, die Mehrkosten, die durch die Fusionierung der Krankenkassen entstanden sind, durch willkürliche Honorar- und Leistungskürzungen zu tragen. Die soziale Krankenversicherung hat den Auftrag, eine bestmögliche Versorgung ihrer Versicherten sicherzustellen. Wenn das mit den Beitragseinnahmen nicht gelingt, dann muss ein Einvernehmen mit der Politik hergestellt werden, um die Krankenkassen mit ausreichenden finanziellen Mitteln zu versorgen. Leistungsanbietern wie der Ärzteschaft ein Spar- und damit auch ein Leistungskorsett umzubinden, ist jedenfalls der falsche Weg und wird zu nichts Gutem führen.