Die neue Türkis-Grüne Bundesregierung will die Zielsteuerung weiter ausbauen, allerdings einmal mehr ohne Einbeziehung der Ärzteschaft. Dass der Verzicht auf die ärztliche Expertise zu vielfachen Problemen geführt hat und führt, zeigt aktuell zum Beispiel ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen im steirischen Strukturplan 2025. Dort wurde mit einem nie zuvor – in keinem Bundesland – angewendeten Berechnungsmodell kalkuliert, dass eine Primärversorgungseinheit (PVE) angeblich versorgungswirksamer sein soll als eine Einzelstelle. Dies ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht aller Kolleginnen und Kollegen mit Einzelordinationen, sondern hat überdies zur Folge, dass in Österreichs größtem Bezirk Liezen zehn Planstellen wegfallen.
So motiviert man jedenfalls keine jungen Ärztinnen und Ärzte, auf dem Land die Versorgung zu übernehmen.
Diese planerischen Qualitäten erinnern stark an die Rechenkünste rund um die versprochene „Patientenmilliarde“.
Eine PVE bringt vorrangig den im Ort ansässigen Patientinnen und Patienten etwas, aber alle anderen verlieren – weil es dann ebne weniger Einzelordinationen gibt – ihre im Regierungsprogramm so betonte wohnortnahe Versorgung. Wenn kranke Menschen – noch dazu in einem topographisch schwierigen Gebiet – kilometerweit zur nächsten PVE fahren müssen, ist das nicht nur unnötig gefährlich, sondern es erhöht auch das Verkehrsaufkommen im Bezirk Liezen nochmals. Das ist nicht nur für die CO2-Bilanz sehr bedenklich.
Der Ärztemangel lässt sich nicht einfach schön- oder gar wegrechnen. Das sollte auch für die in Zukunft weiter ausgebaute Zielsteuerung eine richtungsweisende Erkenntnis sein.
Denn jetzt offenbart sich die große Schwachstelle der derzeitigen Gesundheitsplanung: Das kommt dabei heraus, wenn die Ärzteschaft nicht in die Zielsteuerungskommission eingebunden wird. Angesichts der Entwicklungen in der Steiermark könnte man dies nun als Kampfansage verstehen.
Das Vertrauen in die Zielsteuerung ist jedenfalls verloren. Dieser Missstand gehört beseitigt.