Der offensichtliche Interessens-Einbruch von Jungmedizinern am Beruf des Allgemeinmediziners ist alarmierend. Am Beispiel der Kandidaten-Zahlen bei den Prüfungen zum Allgemeinmediziner: 2019 werden insgesamt voraussichtlich nur noch rund 400 Studierende eine Prüfung zum Allgemeinmediziner ablegen – an nunmehr drei statt vier Prüfungsterminen, die Sommerprüfung für 2019 findet nicht statt. Beim heurigen Winter-Prüfungstermin gab es um 31 Prozent weniger Kandidaten als 2018, beim Frühjahrstermin um 10 Prozent weniger.
Zum Vergleich: 2015 gab es mit 876 Prüfungskandidaten noch deutlich mehr als doppelt so viele wie heuer insgesamt erwartet werden.
Dieser Trend wird, wenn die österreichische Gesundheitspolitik nichts rasch und konsequent etwas Wirksames unternimmt, die medizinischen Versorgung der Zukunft massivst gefährden.
Mehr als die Hälfte der GKK-Allgemeinmediziner werden in den nächsten zehn Jahren das Pensionsalter erreichen, von den Wahlärzten rund 40 Prozent. Das bedeutet einen mittelfristigen jährlichen Nachbesetzungsbedarf von 237 bzw. 124: Das ist die Anzahl zusätzlicher Ärztinnen und Ärzte, die zur Aufrechterhaltung des Status quo in fünf Jahren benötigt werden, um die pensionsbedingten Abgänge auszugleichen. Allerdings sind wir weit davon entfernt, diesen Bedarf decken zu können.
Es ist zu hoffen, dass diese alarmierende Bilanz die gesundheitspolitisch Verantwortlichen nicht nur aufrüttelt, sondern auch zum Setzen geeigneter Maßnahmen animiert: Die Politik muss dafür sorgen, dass die Allgemeinmedizin ihrem Stellenwert entsprechend behandelt und gefördert wird. Das bedeutet, sie aktiv zu bewerben, aber auch derart attraktive berufliche Rahmenbedingungen zu schaffen, dass sich die Allgemeinmedizin im Wettbewerb mit anderen medizinischen Fächern behaupten kann.
Sonst darf sich niemand wundern, wenn der allgemeinmedizinische Nachwuchs auch weiterhin ausbleibt.