Nach dem „Gesundheitsbarometer“, das bei Public Opinion Strategies von Dr. Peter Hajek in Auftrag gegeben wurde, geht das österreichische Gesundheitssystem für 83 Prozent der Wiener Ärzte in die falsche Richtung.
Die Fieberkurve steigt: Wäre das Gesundheitssystem ein Patient, wäre die Krankmeldung schon lange ausgestellt. Das steigende Misstrauen von Ärztinnen und Ärzten sowie Patientinnen und Patienten zeigt, dass eine große Kluft zwischen dem, was die Politik denkt, und dem, was die Betroffenen denken, besteht. 83 Prozent der Wiener Ärzteschaft finden, dass das Gesundheitssystem in eine falsche Richtung geht.
Das sind alarmierende Zahlen und ein eindeutiges Signal Richtung Gesundheitspolitik.
Der Zustand des Gesundheitssystems verschlechtert sich zunehmend. Dass daran der seit Jahren anhaltende Sparzwang Schuld hat, zeigt das im Auftrag der Wiener Ärztekammer regelmäßig erstellte „Gesundheitsbarometer“, bei dem Ärzte und Nicht-Ärzte die Leistungsfähigkeit ihres Gesundheitssystems regelmäßig einschätzen – mit besorgniserregendem aktuellem Befund.
Eines der Hauptergebnisse: Der oft angekündigten Stärkung des extramuralen Bereichs sind bislang keine Taten gefolgt, stattdessen wird weiter krank gespart. Nicht nur die Ärzteschaft, auch die Patienten merken, dass hier seit Jahren ein gesundes System heruntergefahren wird. Denn auch der ständige Versuch der Politiker den Hausarzt als Auslaufmodell darzustellen, fruchtet nicht. Ganz im Gegenteil: Der Hausarzt bleibt auch in Zukunft der wichtigste Ansprechpartner in Gesundheitsfragen für die österreichische Bevölkerung – für 93 Prozent ist und bleibt er unersetzbar. Denn gerade bei der Wohnort-nahen ärztlichen Versorgung ist der praktische Arzt unverzichtbar, 97 Prozent empfinden ihren Hausarzt in der Nähe als wichtig.
Weniger wichtig sind hingegen die 22 Sozialversicherungsträger. 84 Prozent der Ärztinnen und Ärzte und immerhin 67 Prozent der Bevölkerung finden dieses Konstrukt nicht sinnvoll. Spannend vor allem, weil auch die Österreicher, die meist nur mit einer Kasse zu tun haben, derart negativ eingestellt sind. Auch die Arbeit des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger wird sehr negativ eingestuft. 88 Prozent sehen große Einsparungsmöglichkeiten bei der Verwaltung der Sozialversicherungsträger.
Ebenso kritisch wird die Möglichkeit gesehen, dass auch Nicht-Mediziner Primärversorgungszentren führen dürfen: 91 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte lehnen das strikt ab und werden dabei von 76 Prozent der Bevölkerung unterstützt. Das ist ein klares Nein zu konzerngeführten PHC.
Die Kritik der Ärztekammer am derzeitigen PHC-Entwurf wird von 87 Prozent der Ärzteschaft als gut und wichtig angesehen, eine klare Bestätigung für unseren Kurs. Denn der Politik ist es bisher trotz aller Bemühungen nicht gelungen, der Bevölkerung ihr rundum problematisches PHC-Konzept schmackhaft zu machen.
Die Ärztekammer wird sich weiter für eine moderne Gesundheitsversorgung im Sinne der Patienten einsetzen – und lädt die Gesundheitsministerin ein, es uns gleichzutun. Denn noch laufen die Verhandlungen: Für uns steht fest, dass man bundespolitisch heiße Eisen wie die Weiterentwicklung der Primärversorgung nur gemeinsam mit der Kollegenschaft angehen kann und hoffentlich rasch Lösungen finden wird.