Der Probebetrieb der E-Medikation im steirischen Bezirk Deutschlandsberg, der seit Ende Mai läuft, zeigt, dass das Projekt unausgereift und nicht praxistauglich ist. In dieser Form ist ein österreichweites Rollout im Oktober keine Option.
Die Bundeskurie Niedergelassene Ärzte hat die am Probebetrieb eilnehmenden Ärzte zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen, um sich vor Ort deren Sorgen anzuhören. Fazit: Vor allem die Datenverarbeitung nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, aber auch die Anbindung an die vorhandene technische Infrastruktur funktioniert nicht überall einwandfrei. Die Kolleginnen und Kollegen sollen mit der E-Medikation rasch und auf einen Blick sehen können, welche Medikamente ihre Patienten nehmen und wo es Wechselwirkungen gibt. Wenn die Datenverarbeitung eine Minute oder länger dauert, dann ist das keine Zeitersparnis, weder für Patienten noch für Ärzte. Auch der Support durch die zuständigen EDV-Firmen lässt zu wünschen übrig.
Dass rund die Hälfte der ursprünglich angemeldeten 30 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Bezirk Deutschlandsberg aus technischen Gründen nicht am Probebetrieb teilnehmen konnte bzw. mittlerweile nur noch zwölf Ärzte eingebunden sind, stellt ein weiteres Problem dar: Wir brauchen valide Daten für die Evaluierung des Testbetriebs, um daraus klare Handlungsanleitungen zu gewinnen. Wenn zu wenige Ärzte mitmachen, könnte die Evaluierung schwierig werden. Die derzeit untersuchte Gruppe von gerade einmal zwölf Ärzten ist gemessen an der Gesamtzahl von rund 8.000 Kassenärzten und 10.000 Wahlärzten geradezu fahrlässig klein.
Auch der finanzielle Aspekt ist nicht zu unterschätzen: Die ersten Erfahrungen zeigen, dass man bis zu mehrere Tausend Euro investieren muss, um das Tool ansatzweise effizient verwenden zu können.
Für die ÖÄK ist der weitere Weg jedenfalls klar: Die E-Medikation muss zurück an den Start. Offensichtlich ist das System sowohl von der technischen Seite als auch im Hinblick auf die Usability noch zu unausgereift, um österreichweit ausgerollt zu werden. Man muss aus der Evaluation des Pilotprojektes aus dem Jahr 2012 lernen, wo klar auf die Anwendbarkeit wie zum Beispiel kurze Antwortzeiten verwiesen wurde. Auch eine nachhaltige Finanzierung und ein ordentliches Projektmanagement sind essenziell, wenn das Projekt gelingen soll.
Die Österreichische Ärztekammer unterstützt die Idee der E-Medikation – aber nicht unter diesen Bedingungen.