Dass ELGA jetzt auch bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten erst ein Jahr später als von der Politik ursprünglich geplant ans Netz gehen soll, ist gleichzeitig eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass den niedergelassenen Ärzten dieses unausgereifte, unsichere und benutzerfeindliche Daten-System ein weiteres Jahr erspart bleibt. Die schlechte Nachricht ist, dass die österreichische Gesundheitspolitik und -bürokratie die offensichtliche Unbrauchbarkeit von ELGA nicht endlich zum Anlass nehmen, das Scheitern von ELGA in der bisherigen Form einzugestehen und dieses Produkt von Grund auf neu zu entwickeln.
Als Ursache für die Verschiebung auf Juli 2017 hat das Gesundheitsministerium Medienberichten zufolge das komplizierte technische System und die anhaltenden Bedenken in Bezug auf die Datensicherheit angegeben.
ELGA ist in der derzeitigen Form in entscheidenden Punkten mangelhaft. ELGA bietet keine ausreichende Datensicherheit, ELGA bietet keine ausreichende Befundsicherheit, ELGA ist mit ärztlichen Haftungsproblemen verbunden, ELGA ist alles andere als benutzerfreundlich und ein bürokratischer Zeitfresser, der Ärzten einen unnötigen zusätzlichen Zeitaufwand aufbürdet. Das ist besonders problematisch in einer Situation, in der niedergelassene Ärzte mit Kassenvertrag unter enormem bürokratischem Aufwand, problematischen Leistungsdeckelungen oder einer überflüssigen Chefarztpflicht leiden und schon deshalb für den einzelnen Patienten weniger Zeit aufwenden können, als sie eigentlich möchten. Dazu kommt verschärfend ein zusätzlicher Zustrom von Patienten in die Ordinationen niedergelassener Ärzte, weil derzeit die Spitäler ELGA aufgrund des Ärztearbeitszeitgesetzes die Ambulanztätigkeit zurückfahren müssen.
Diese Mängel haben wir jetzt durch die offizielle Verschiebung quasi amtlich bestätigt bekommen, aber leider zieht die Politik nicht die richtigen Schlüsse daraus. Denn ELGA ist in der derzeitigen Form nicht therapierbar, alle bisherigen Informationen zeigen, dass dieses System nicht zu retten ist. Das bedeutet: zurück zum Start.
ELGA muss endlich und unter produktiver Einbeziehung von Patienten und Ärzten völlig neu entwickelt und aufgestellt werden. Die Ärzteschaft setzt hier auf Gesundheitsministerin Dr. Sabine Oberhauser und auf ihr Verständnis als Ärztin für diese Probleme, und wir bieten ihr sehr gerne unsere Zusammenarbeit an.